Als wir am nächsten Morgen das Musée cévenol in le Vigan besuchen wird klar, daß
die goldenen Zeiten der Kleinstadt am Südrand der Cevennen längst vorbei sind. Als
die Berge noch dicht besiedelt waren, brachte die Seidenraupenzucht den Bauern ein kleines
Zubrot, welches das Leben erträglicher machte und in der Stadt für Wohlstand
sorgte. Die Raupen wurden auf den Dachböden der Wohnhäuser gehalten und mit
Blättern des Maulbeerbaumes gefüttert. Wen sie sich nach fünf Wochen dick
und rund gefressen, sponnen sie aus Seide einen Kokon um sich zu verpuppen. Schnell wurden
die Seidenraupen getötet, damit nicht ein wertloser Schmetterling durch ungewolltes
Schlüpfen den kostbaren Seidenfaden zerstörte. Zur Weiterverarbeitung wurden die
Seidenkokons in die Täler gebracht. Die Frauen und Kinder der Region folgten dem Weg
der Seide, um in den Manufakturen als Tagelöhner zu arbeiten.
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Mit dem Aufstieg auf die Causse du Larzac lassen wir die industrielle Vergangenheit hinter
uns, um uns der kulinarischen Gegenwart zuzuwenden, die sich am anderen Ende der Causse
befindet. In Gedanken bereits bei den verschimmelten Köstlichkeiten, fahren wir unserem
nächsten Ziel entgegen, den Käsehöhlen von Roquefort. Das sich in
Roquefort-sur-Soulzon, wie der Ort in voller Länge heißt, alles um den
Käse dreht, machen die Lagerhäuser, Kühllastwagen und die großen
Plakate am Ortseingang unmißverständlich klar. Um das Objekt der Begierde
zu sehen, steigen wir hinab in die Höhlen. Nachdem die Schafe auf den Hochflächen
und auch die Käsereien in der Umgebung ihre Arbeit getan haben und aus Schafsmilch
Käselaibe gemacht wurden, kommen diese, bereits mit den Pilzsporen infiziert, zum
Reifen in die "Caves" nach Roquefort. Hier braucht der Käse vier Monate, bis er in
dem besonderen Klima der Höhlen und unter ständiger Kontrolle der
Käsereiangestellten zu einem echten Roquefortschimmelkäse wird. Zum Ende der
Führung kann man sich noch durch die verschiedenen Sorten probieren, die je nachdem
in welcher Höhle sie gereift sind, etwas anders schmecken. Dazu fehlen nur ein
kräftiger Rotwein und ein Stück Weißbrot, um die Sache perfekt zu machen.
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